75 Jahre BDKJ – Einheit in Vielfalt

Seit 1947 vertritt der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) die Interessen von Kindern und Jugendlichen in den katholischen Jugendverbänden. 2022 feiern wir unseren 75. Geburtstag und werfen einen Blick in unsere Vergangenheit, die auch eine Verpflichtung für die Zukunft ist.

Geburtstags-Galerie

Hier seht ihr alle bisherigen Gratulationsbilder zum 75. Geburtstag des BDKJ.

Bewegte Geschichte: 75 Jahre im Schnelldurchlauf

Von der Gründung 1947 über die Friedensmärsche und der Gründung des Fairen Handels bis zu den aktuellen Diskussionen um die Rolle der Frau in der katholischen Kirche und die Senkung des Wahlalters - der kurze Film gibt euch einen Überblick über die vergangenen 75 Jahre.

Gründung des BDKJ im März 1947 in Hardehausen

Schon lange vor 1947 waren katholische Kinder und Jugendliche in Jugendverbänden organisiert, zum Beispiel bei der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) oder in der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ). Nachdem die Nazis in Deutschland die Macht übernahmen, wurden Jugendverbände verboten und mussten der von den Nazis organisierten und kontrollierten Jugendarbeit weichen. Teilweise fand in Pfarreien noch kirchliche Jugendarbeit statt, stets kritisch beäugt von den Machthabern. Doch der Kontakt untereinander und der Ruf „Es lebe Christus in deutscher Jugend“ blieb lebendig.

Nach dem Krieg begann in Altenberg die Hauptstelle für Jugendseelsorge im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz ihre Arbeit. Auch die Verbände nahmen ihre Arbeit wieder auf und gründeten schließlich auf einer Tagung vom 24. bis 28. März in Hardehausen in der Nähe von Paderborn den BDKJ als „Einheit in Vielfalt“. Eine Gleichschaltung der Jugendarbeit, wie unter den Nazis, sollte nicht noch einmal passieren.

Neu war damals, dass Jungen und Mädchen gemeinsam organisiert waren, aber aufgehoben war die Geschlechtertrennung noch nicht: Mannes- und Frauenjugend hatten noch bis in die 1980er Jahre einen eigenen Präses und eine*n eigene*n Vorsitzende*n.

Der BDKJ in den Wirtschaftswunderjahren

In den ersten Nachkriegsjahren erlebte die katholische Jugendarbeit in Westdeutschland eine Blütezeit. Nach den Jahren der Diktatur und des Krieges konnte der christliche Glaube wieder offen gelebt werden. Außerdem gab es zahlreiche Freizeitangebote, die zunächst konkurrenzlos waren. Kontakt zu den Mitgliedern hielt der BDKJ mit eigenen Zeitschriften wie zum Beispiel „Die Wacht“. Als Zentralstelle entstand 1954 das Jugendhaus Düsseldorf wieder, das vor der Nazizeit bereits einen katholischen Jugendverband beherbergt hatte.

Den staatlichen und wirtschaftlichen Aufbau Deutschlands begleitete der BDKJ kritisch-konstruktiv und brachte die Perspektive der Jugend mit ein. Daher engagierte sie sich im Deutschen Bundesjugendring (DBJR) und nahm rege an den Diskussionen der Zeit, wie über die Gründung der Bundeswehr oder den Ost-West-Konflikt teil. Der BDKJ legte dabei stets ein klares Bekenntnis zur Bundesrepublik und der westlichen Demokratie ab.

Auch wenn viele katholische Jugendliche in Opposition zur NS-Diktatur gestanden und unter ihr gelitten hatten, so stand die katholische Jugend nach dem Krieg zu der Verantwortung der Deutschen für die in ihrem Namen begangenen Verbrechen. Schon in den 1950er Jahren begann sie mit der historischen Aufarbeitung jener Jahre und bereitete damit den Weg zum heutigen Einsatz gegen Rechtsextremismus und Rassismus.

Katholische Jugend für eine gerechte Welt

Schon früh begann der BDKJ sich für eine gerechte Welt einzusetzen. In den 1950er Jahren rief der BDKJ dazu auf Familien in Flüchtlingslagern zu unterstützen und auch der Vorläufer des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) wurde etabliert: Im „Jahr für die Kirche“ betreuten junge Frauen Kinder oder alte und kranke Menschen. 1959 wurde die Aktion Dreikönigssingen ins Leben gerufen, die der BDKJ seit 1961 gemeinsam mit dem Kindermissionswerk und mit zahlreichen Pfarreien und hunderttausenden Sternsingern durchführt.

In den 1970er Jahren schärfte der BDKJ sein Profil als Akteur für Gerechtigkeit und Frieden und ging für den Frieden und gegen den Hunger auf die Straße. Dieses Engagement wurde so konkret, dass der entwicklungspolitische Ausschuss der katholischen und evangelischen Jugend schließlich den Fairen Handel nach Deutschland brachte und an der Gründung der GEPA, heute Europas größtes Fair-Handelsunternehmen, beteiligt war.

Stimme der Jugend in Politik und Kirche

Die politische Lobbyarbeit war mittlerweile im vollen Gange: Regelmäßig suchten die Bundesvorsitzenden Gespräche mit Politiker*innen aller Parteien und machten sich für die Absenkung des Wahlalters stark. In den 80er Jahren ging es um die Senkung auf 18 Jahre, heute diskutieren die Jugendverbände mit der Politik über die Absenkung auf 14 Jahre.

Das Verhältnis zu den Deutschen Bischöfen war nicht immer ohne Spannung. Nachdem der Bischof von Fulda eine „eigene“ Jugend gegründet und finanzielle Mittel für den BDKJ und seine Mitgliedsverbände gestrichen hatte, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Fuldaer Bischof und der Deutschen Bischofskonferenz. Mit dem Solidaritätsfest in Fulda 1989 wollte der BDKJ nicht nur seine Solidarität mit den Verbänden im Bistum deutlich machen, sondern auch den Bischöfen zeigen, dass er sich als Teil der Kirche sieht.

Auf der Hauptversammlung 1994 beschloss der BDKJ den „Demokratieförderplan“ und startete auf dem Dresdner Katholikentag eine Unterschriftenaktion mit der er „die volle Beteiligung von Frauen an allen kirchlichen Ämtern“ forderte. Auch diese Ereignisse führten zu Spannungen mit der Bischofskonferenz und schließlich zur Neuorganisation der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj). Die seit 1947 existierende Personalunion bestehend aus der Leitung der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz und dem Amt des BDKJ-Bundespräses wurde aufgehoben und neue Rechtsträger geschaffen. Trotz der Spannungen, die der Demokratieförderplan gebracht hatte, brachen Dialog und Zusammenarbeit zwischen BDKJ und Bischofskonferenz nicht ab.

Auf nach Berlin!

Mit dem Fall der Berliner Mauer und der deutschen Wiedervereinigung hat der BDKJ die katholische Jugendverbandsarbeit in den neuen Bundesländern Schritt für Schritt aufgebaut. Hilfreich waren dabei die Freundschaften, die schon vorher über die innerdeutsche Grenze hinweg gepflegt und auch mit Reisen in den Osten untermauert wurden. 1991 hat der BDKJ in Berlin ein Büro der BDKJ-Bundesstelle eingerichtet; das BDKJ-Hauptstadtbüro, wie wir es heute kennen, gibt es seit 2001.

In den 1990er Jahren legte der BDKJ seine Schwerpunkte weiterhin auf die politische Tätigkeit und gleichzeitig auf seine aktive Mitarbeit in der Kirche. Neben Aktionen zu kirchlichen Großereignissen wie dem Weltjugendtag oder den Katholikentagen bzw. dem Ökumenischen Kirchentag gehören Sozialaktionen wie die 72-Stunden-Aktion oder Aufrufe zu den Wahlen in Staat und Kirche zum Alltag des BDKJ. Sexualisierte Gewalt in der Kirche sprach der BDKJ seit Beginn der 1990er Jahre ebenso immer wieder an wie die Rolle der Frau in der Kirche. Die Jugendsynode 2018 in Rom und der Synodale Weg in Deutschland begleitete und gestaltete der BDKJ soweit möglich mit. Auf staatlicher Ebene forderte er u.a. den menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten, den Ausstieg aus der Atomenergie und die Senkung des Wahlalters auf 14 Jahre. In der durch das Coronavirus  ausgelösten Pandemie erhob der BDKJ seine Stimme für Kinder und Jugendliche, die besonders unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie litten.