Frauen- und Gleichstellungspolitik

Frauen- und Gleichstellungspolitik
(vgl. Kapitel 4.1 des Koalitionsvertrags)

Zusammenfassung

Frauen- und gleichstellungspolitische Maßnahmen finden sich vor allem im Absatz „Familie stärken“ und „Gleichstellung sicherstellen“ des Koalitionsvertrags. Die Koalition strebt eine Politik an, die es ermöglicht, dass Männer und Frauen ihre Aufgaben in Familie, Beruf und Gesellschaft partnerschaftlich wahrnehmen können. Hierzu sollen besonders geschlechtsspezifische Ungerechtigkeiten in der Arbeitswelt beseitigt und unterschiedliche Lebensverläufe berücksichtigt werden. Darüber hinaus sollen Kinderbetreuungsangebote weiter ausgebaut und qualifiziert werden. Die Elternzeit soll individueller gestaltbar sein und auch die Regelungen zum Elterngeld sollen flexibler handhabbar sein. Am Ende des Absatzes „Familie stärken“ wird noch gesondert auf aktive Väter eingegangen, deren Rolle weiterhin gestärkt werden soll.

Im Absatz „Gleichstellung sicherstellen“ beschreibt die Koalition die von ihr geplante Frauenquote und die Vorhaben zum Anstreben von Entgeltgleichheit. Außerdem will die Koalition die „geschlechtergerechte Berufswahl“ fördern und eine wissenschaftliche Forschung zur deutschen Frauenbewegung unterstützen. Mit „ressortübergreifenden Maßnahmen“ sollen Lücken im Hilfesystem gegen Gewalt an Frauen und Kindern geschlossen werden.

Bewertung

Der Koalitionsvertrag greift an den genannten Stellen durchaus einige der Probleme auf, die auch aus Sicht des BDKJ in diesem Themenbereich wichtig sind. Allerdings sind die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Lösung vage bzw. nicht Ziel führend. Darüber hinaus sind gerade auch die Dinge, die nicht im Koalitionsvertrag stehen gleichstellungspolitisch zu bewerten. So wird bspw. das von uns stark kritisierte Betreuungsgeld bleiben und weiterhin einseitig bestehende Rollenmuster manifestieren.

Es ist gut, dass die Koalition nun durch eine verbindliche Frauenquote die Anzahl der Frauen in Führungspositionen erhöhen will. Die benannte Quote von 30% entspricht aber nicht dem Anspruch den wir an eine solche Quote haben. Der Zeitlauf zur Erreichung dieser Quote ist darüber hinaus zu lang. Wir bewerten positiv, dass die Koalition sich dem Problem der Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern annehmen will. Fraglich ist aber, ob mit den beschriebenen Maßnahmen gelingt. Geschlechtergerechte Berufswahl von jungen Männern und Frauen und die entsprechende Beratung ist schon lange ein Anliegen des BDKJ. Wir begrüßen, dass die Koalition diesen Punkt in ihrem Vertrag aufgenommen hat, auch wenn er leider sehr vage gehalten ist.

Die Zukunft lacht, wenn Kinder und Jugendliche ohne starre Rollenbilder aufwachsen können. Dies wird gerade auch dann ermöglicht, wenn Erwachsene in ihrem Umfeld die Möglichkeit haben ihnen unterschiedliche Rollen- und Lebensmodelle vorzuleben.

Die Zukunft lacht, wenn Jungen und Mädchen frei entscheiden können, was sie später (beruflich) werden wollen. Entsprechende Beratungsangebote müssen daher geschlechtssensibel gestaltet werden.