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Wie oben erwähnt, wurde die Frage nach der Empfängnisverhütung auch von Menschen beantwortet, die nicht kirchlich verheiratet sind. Die Antworten in diesem Bereich sind also auch für die Frage nach dem Zusammenleben „ad experimentum“ relevant.
Natürliche Geburtenregelung
2035 Teilnehmende äußern sich zur „Natürlichen Empfängnisregelung“ oder „Natürlichen Familienplanung“, bei der durch Beobachtung des weiblichen Zyklus‘ die fruchtbaren Tage bestimmt und, wenn kein Kind gezeugt werden soll, Geschlechtsverkehr nur dann vollzogen wird, wenn eine Empfängnis nicht möglich ist. 5% der sich Äußernden äußern sich positiv dazu, 95% lehnen dieses Vorgehen für sich ab.
Gründe für die Natürliche Geburtenregelung
Die Gründe derjenigen, die sich positiv äußern, sind die bejahte Verknüpfung von Sexualität und Fruchtbarkeit, eine Haltung grundsätzlicher Offenheit für das Entstehen von Kindern und die Beobachtung, dass diese Methode, richtig angewandt, sehr sichere Familienplanung ermöglicht. Eine Entkopplung von Sexualität und Fruchtbarkeit durch die Anwendung von Verhütungsmitteln lehnen sie ab und verweisen darauf, dass damit Sexualität zur Triebbefriedigung verkomme.
Beispielhafte Zitate:
„Das körperliche Eins-Werden von Mann und Frau ist für mich eine Total-Hingabe mit allem was ich habe, auch mit meiner Fruchtbarkeit. Empfängnisverhütung klammert diese aus und lässt die Großartigkeit und das Geheimnis dieses Liebesaktes, das immer auch die Offenheit für neues Leben in sich birgt, verkümmern.“ (w, 24J)
„Die Reduktion der Sexualität auf reine Triebbefriedigung nimmt die Würde des Partners. Bei dem Ausschließen der Empfängnis wird aber die Sexualität über kurz oder lang zur Triebbefriedigung.“ (m, 21J)
Gründe gegen die Natürliche Geburtenregelung
Diejenigen, die die Natürliche Geburtenregelung für sich ausschließen, argumentieren damit, dass diese Methode ihnen zu unsicher sei – hier werden auch ein unregelmäßiger Zyklus etc. angeführt – oder zu große Einschränkungen mit sich bringe (ca 80%). Sie weisen darauf hin, dass sie es nicht „natürlich“ finden, gerade dann enthaltsam zu sein, wenn zyklusbedingt die Lust am größten ist und sich nicht sexuell frei zu begegnen (ca. 60%), ca. 15% führen den fehlenden Schutz vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten als Gegenargument an. Neben den vielen Nennungen, die die Methode „zu unsicher“ finden, sind beispielhaft folgende Zitate:
„Weil es der Natur des Menschen entspricht, nicht enthaltsam zu sein. Warum ist unser Hormoncocktail im Körper sonst so konzipiert worden?“ (m, 24J)
„Sex ist nicht nur dazu da um Kinder zu machen, sondern um seinem Partner/seiner Partnerin näher zu kommen und sich einfach zu lieben. Ich bin auch der Meinung, dass wenn Gott gewollt hätte, dass man keinen Sex hat, er es sicher nicht so spannend gestaltet hätte.“ (w, 20J)
Empfängnisverhütung
Für 90,7% der Teilnehmenden kommt Verhütung in Frage, für 9,3% nicht. Bei den kirchlich Verheirateten kommt Verhütung für 81,1% in Frage, für 18,9% nicht.
Gründe für oder gegen Verhütung
Hier gab es zahlreiche Mehrfachnennungen. Die Gründe sind Freitextantworten, d.h. es waren keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben.
Die Teilnehmenden, die Verhütung ablehnen, nannten als Gründe: wegen Option für die natürliche Geburtenregelung, weil sie Sexualität und Fruchtbarkeit nicht trennen wollen (50%), wegen der Lehre der Kirche (30%) und weil sie Empfängnisverhütung als widernatürlich betrachten (10%). 15% geben als Grund an, dass sie in einer homosexuellen Beziehung leben und daher keine Empfängnisverhütung brauchen. Es gab bei diesen Antworten eine geringe Zahl von Mehrfachnennungen.
Von den Antwortenden, die die Trennung Sexualität und Fruchtbarkeit ablehnen, verweisen etwa die Hälfte auf die „Theologie des Leibes“ von Johannes Paul II. als für sie bereichernde Lehre über Liebe und Sexualität.
Die Teilnehmenden, für die Verhütung in Frage kommt, nennen als Gründe zu 90% die Notwendigkeit der Planung, gerade in Hinblick auf die finanzielle Gestaltung des Lebens mit einem Kind oder mehreren Kindern. „Wenn ich ein Kind habe, soll es dem auch gut gehen“ (w. 20J) ist ein Beispiel für dieses häufig genannte Argument, „Erst eine Ausbildung und einen sicheren Job haben und entsprechend Geld verdienen bevor man ein Kind bekommt“ (m, 26J) oder auch „Ich möchte erst Kinder, wenn ich verheiratet bin“ (w, 26J). Fehlende finanzielle Mittel, Kindern Sicherheit und Stabilität zu bieten, und die Suche nach dem richtigen Zeitpunkt innerhalb der Berufskarriere spielen bei diesen 90% der Nennungen eine große Rolle.
Für die Teilnehmerinnen an der Umfrage kommt noch hinzu, dass sie ihre eigenen Möglichkeiten, eine Familie zu finanzieren, als eher schlecht beurteilen. Daher ist für sie die feste Bindung durch Heirat noch wichtiger als für die männlichen Teilnehmer, da die Ehe dann auch mit wirtschaftlicher Absicherung gleichgesetzt wird.
85% der Argumente für Empfängnisverhütung stellen die Selbstbestimmung ins Zentrum, und zwar sowohl in Hinblick auf den eigenen Körper als auch in Hinblick auf die eigene Biographie.
60% der Argumente betonen, dass Sexualität mehr bedeute als Fortpflanzung, und führen deren Wichtigkeit innerhalb einer „funktionierenden, ganzheitlichen Partnerschaft“ an. Die Möglichkeit, Sexualität unabhängig von der Fruchtbarkeit ausleben zu können, wird in dieser Argumentation als Auszeichnung und Größe der menschlichen Sexualität hervorgehoben: „Sex ist zu schön, um ihn auf Fortpflanzung zu reduzieren. Ich bin kein Tier.“ (m, 19J)
50% der Argumente für Verhütungsmittel benennen den Schutz vor Geschlechtskrankheiten.
Je 30% der für Verhütung Argumentierenden führen die noch fehlende Reife für ein Kind an, weitere 30% betonen, keinen Kinderwunsch zu haben und dennoch gern eine sexuelle Beziehung zu führen.
Wahl des Verhütungsmittels
Von den Teilnehmenden, für die Verhütung grundsätzlich in Frage kommt, äußern sich 4516 dazu, welche Verhütungsmittel für sie nicht in Frage kommen. Aufgezählt waren neben den Methoden der Natürlichen Geburtenregelung folgende Verhütungsmethoden: Barrieremittel, die das Zusammentreffen von Ei- und Samenzellen verhindern, hormonelle Mittel (Pille), Mittel, die das Einnisten eines befruchteten Eis verhindern (Spirale) und Notfallverhütung zur Verschiebung des Eisprungs, wenn der Geschlechtsverkehr bereits stattgefunden hat.
63% derjenigen, für die Verhütung grundsätzlich in Frage kommt, sagen, dass für sie alle Methoden in Frage kommen. 37% lehnen einzelne der Verhütungsmittel ab:
- 14,6% lehnen Barrieremethoden ab
- 24,2% lehnen hormonelle Methoden ab
- 50,8% lehnen nidationshemmende Methoden ab
- 37,2% lehnen Notfallverhütung ab
Die Ablehnung der Barrieremittel von Teilnehmenden, die Verhütungsmittel verwenden (würden), wird zumeist mit Schwierigkeiten bei der Handhabung, Unsicherheit und einem unangenehmen Gefühl begründet. Hormonelle Methoden werden von den Teilnehmenden, die Verhütungsmittel bejahen, am häufigsten mit Hinweis auf die Nebenwirkungen (ca. 90% derjenigen, die diese Mittel ablehnen) und auf die mögliche nidationshemmende Wirkung (25%) abgelehnt. In erster Linie nidationshemmende Methoden werden hauptsächlich aus ethischen Gründen abgelehnt, weil hier schon ein Ei befruchtet und somit ein Mensch gezeugt worden ist. Die „Pille danach“ wird von denen, die sich dazu äußern, in erster Linie deswegen abgelehnt, weil sie deren Wirkung als Abtötung eines schon gezeugten neuen Menschen verstehen. 20% derjenigen, die sich hierzu äußern, differenzieren bei Opfern von Vergewaltigungen. Ebenfalls 20% verweisen auf gesundheitsschädliche Folgen für die Frau bei Einnahme der Pille danach.
Die Wirkungsweise der Pille danach bzw. des Wirkstoffs Levonorgestrel ist bei den 37% derer, die sich zu ihr äußern (von den wiederum 37%, für die einzelne Verhütungsmittel nicht in Frage kommen), weitgehend unbekannt. Nur einzelne Antwortende differenzierten zwischen Levonorgestrel, das den Eisprung verschiebt und bei dem keine Wirkung auf eine schon bestehende Schwangerschaft nachgewiesen ist, und anderen Wirkstoffen, die auch nidationshemmende Wirkungen haben.
Die Antworten zur Differenzierung der einzelnen Verhütungsmittel zeigen, dass diejenigen, die nicht alle Mittel als gleichermaßen legitim betrachten, sich zu ethischen und gesundheitlichen Implikationen der einzelnen Verhütungsmittel informiert haben und – insbesondere im Fall der nidatinoshemmenden Verhütungsmittel – ihre Ablehnung sittlich begründen.
Zum Sakrament der Beichte in Zusammenhang mit der Anwendung von Verhütungsmitteln
Von den Antwortenden würden 13,8% die Anwendung von Verhütungsmitteln beichten, 86,2% würden dies nicht tun. 90% derjenigen, die Verhütung nicht beichten würden und dies im Freitextfeld zum Abschluss dieses Fragekomplexes begründen, weisen darauf hin, dass sie ihr Handeln nicht als Sünde verstehen, wie etwa in der Antwort „Auf die Idee, Verhütung zu beichten, wäre ich nicht gekommen.“ (w, 22J)
Die Antworten im Freitextfeld zeigen allerdings, dass eine erhebliche Anzahl von Teilnehmenden die Frage nach der Beichte nicht verstanden haben, etwa weil sie das Wort „beichten“ nicht kannten und statt dessen anmerken, von Verhütung im Fall zu „berichten“, oder weil sie die Frage nur deswegen bejahen, weil es ihnen nicht zu peinlich wäre, Verhütung zu beichten: „Ich würde es beichten, weil es mir nichts ausmacht, jedoch wüsste ich nicht, warum ich es beichten sollte.“ (m, 22J). Von 157 Teilnehmenden, die angegeben haben, dass sie Verhütung beichten würden, und die einen Eintrag im folgenden Freitextfeld hinterlassen haben, geht bei 60 aus diesem Freitextfeld hervor, dass sie die Beichte nicht kennen, beichten würden ohne Reue zu empfinden und ähnliches. Wenn man diesen Anteil hochrechnet auf die Antwortenden, die keinen Eintrag im Freitextfeld hinterlassen haben, ergibt sich ein Anteil von insgesamt 90,8% der Teilnehmenden, die den Gebrauch von Verhütungsmitteln nicht beichten würden, und 9,2%, die den Gebrauch von Verhütungsmitteln beichten würden. Dieser Anteil ist allerdings hypothetisch und kann natürlich auch in beide Richtungen abweichen, es handelt sich nicht um eine belastbare Zahl.
Insgesamt zeigen die Antworten von denjenigen, die im Freitextfeld einen Eintrag gemacht haben, dass unabhängig von der Frage nach der Verhütung nur etwa 15% von ihnen mit der Beichte vertraut sind.