SINUS-Jugendstudie 2016: Jugendliche wollen sich engagieren

BDKJ und afj zu den Ergebnissen der Themen Glaube, Umweltschutz und Partnerschaft
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SINUS-Studie 2016

Pressemitteilung vom 26. April 2016:

Berlin / Düsseldorf, 26. April. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) gehören zu den Auftraggebern der SINUS-Jugendstudie. Dadurch konnten drei Themenkomplexe vertieft erforscht werden: „Glaube & Religion“, „Umweltschutz, Klimawandel & Kritischer Konsum“ sowie „Liebe & Partnerschaft“.

Mit religiöser Vielfalt leben

„Das Interesse für Sinnfragen ist bei Jugendlichen weiterhin groß. Die Bindung an eine Glaubensgemeinschaft steht für sie allerdings im Hintergrund, vielmehr ist es wichtig, dass Religion Menschen verbindet und Sinn stiftet“, so Bianka Mohr, Leiterin der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz. Die Studie arbeitet weiterhin heraus: Jugendliche, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören, nehmen diese als interessant wahr. Für jugendliche Angehörige einer Glaubensgemeinschaft ist es kein Thema, diese zu verlassen. Vor allem christliche Jugendliche unterscheiden zwischen persönlichem Glauben und der religiösen Institution, während die Religion für die muslimischen Befragten auch für ihr Selbstverständnis eine tragende Rolle spielt.

Religiöse Toleranz ist ein Wert, der in allen Lebenswelten hochgehalten wird. Jugendliche sind zunehmend mit religiöser Vielfalt im Freundeskreis und im weiteren Umfeld konfrontiert, die Akzeptanz dieser Vielfalt gehört für sie zum Alltag. Ein gemeinsamer Wertekanon ist ihnen wichtig, religiöse Begründungen für Einstellungen, die sie als intolerant wahrnehmen, werden von den Jugendlichen nicht akzeptiert. Auch religiöse Begründungen für Gewalt und Terror werden von allen Jugendlichen verurteilt. „Wir haben uns an der Studie beteiligt, weil es uns wichtig ist, zu wissen, woran wir anknüpfen können“, fasst Mohr zusammen. „Kirchliche Jugendarbeit will jungen Menschen dienen und helfen zu erkennen, wie Leben gelingen kann. Dieses Angebot richtet sich an alle Jugendlichen und nicht nur an die, die ohnehin eine Anbindung an die Kirche haben.

Zusammenhänge kennen, nachhaltig handeln

Die Frage nach der ökologischen Zukunft des Planeten ist für Jugendliche hochrelevant. Es ist ein allgemein geteilter Wert, dass die Umwelt zu schützen ist. Beim Klimawandel sind gerade die Jugendlichen aus Lebenswelten mit geringerer formaler Bildung eher skeptisch, auch weil die eigene Erfahrung etwa von kühlen Sommern dem prognostizierten globalen Trend widerspricht.

Aus der Studie geht das hohe Interesse von Jugendlichen an Fragen nach Umweltschutz und Klimawandel ebenso hervor wie das Fehlen von konkreten Handlungsmöglichkeiten, das die Jugendlichen auch selbst als Mangel wahrnehmen. „Viele würden sich gern engagieren, wissen aber nicht, wo und wie sie wirksam handeln können“, so BDKJ-Bundesvorsitzender Wolfgang Ehrenlechner. „Mit diesem Ergebnis sehen wir uns in unserem Engagement für Nachhaltigkeit und der Bewahrung der Schöpfung bekräftigt. Angebote können wir jetzt noch besser auf die Bedürfnisse der Jugendlichen zuschneiden.“ Der BDKJ wolle Jugendliche mit Aktionen und Engagementmöglichkeiten für aktiven Umweltschutz gewinnen.

Auch in Bezug auf den Kritischen Konsum, also das Hinterfragen der eigenen Konsumentscheidungen, liefert die Studie wichtige Ergebnisse: Jugendliche verbinden mit der Frage nach fairer Produktion vor allem die Frage nach Kinderarbeit. Diese wollen sie eigentlich auf keinen Fall unterstützen. Allerdings sehen sie auch hier wenig konkrete Handlungsmöglichkeiten für sich, denn Siegeln begegnen sie eher skeptisch und die Konsumwünsche und finanziellen Möglichkeiten stehen dem Ziel, fair zu konsumieren, oft entgegen. Jugendliche sind dann für fairen Konsum zu gewinnen, wenn sie das Gefühl haben, mit ihrer Kaufentscheidung etwas bewirken zu können.

„Es freut uns sehr, dass die Themen Umweltschutz, Klimawandel und faire Arbeitsbedingungen bei den Jugendlichen schon so weit angekommen sind“, stellt Ehrenlechner fest. „Der Bedarf nach mehr Informationen über globale Zusammenhänge sowohl beim Thema Klimawandel als auch beim Thema Kritischer Konsum ist für uns ein wertvolles Ergebnis, das wir für unsere politische Arbeit und für weitere Bildungsangebote nutzen werden.“

Bindung statt Beliebigkeit

Beziehung ist ein wichtiges Thema für Jugendliche, dem sie sich vorsichtig annähern. Sie betrachten eine Liebesbeziehung als etwas Großes und Exklusives, dem sie auch gewachsen sein wollen. Wechselnde Partnerschaften und unverbindliche Beziehungen sind bei den meisten Jugendlichen über alle Lebenswelten hinweg schlecht angesehen. „Wir sehen uns damit in unserer Forderung nach Wertschätzung der Beziehungen von Jugendlichen bestätigt, denn die Studie zeigt uns, dass auch Jugendliche das Thema ernst nehmen, auch lange bevor sie an eine Eheschließung denken“, kommentiert BDKJ-Bundesvorsitzender Wolfgang Ehrenlechner die Studienergebnisse.

Unterschiede gibt es aber sehr wohl bei den Vorstellungen der Jugendlichen, wann eine Familiengründung angestrebt wird: Jugendliche aus Lebenswelten mit traditioneller Wertorientierung streben eine frühe Familiengründung an. Adaptiv-Pragmatische Jugendliche wollen zuerst wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen, während in den postmodernen Milieus eine Familiengründung in eine noch nicht geplante Zukunft verschoben wird. Ebenso gibt es Unterschiede bei der Frage nach den Rollen in einer Beziehung: Je höher der Grad an formaler Bildung ist, desto eher wird eine Beziehung angestrebt, bei der beide auf gleicher Augenhöhe agieren. Je traditioneller die Wertorientierung ist, desto eher werden in einer Beziehung auch Kompromisse eingegangen, das Paar über das Individuum gestellt und (Lebens-)Pläne aufeinander abgestimmt. „Dauerhafte Beziehung bis zu Ehe und Familie sind ein wichtiges Lebensziel für Jugendliche. Kirche muss sie auf dem Weg dahin unterstützen“, erklärt Bianka Mohr, Leiterin der afj.

„Die Wertorientierung der Jugendlichen aus den verschiedenen Lebenswelten prägt auch ihre Beziehungen“, fasst Ehrenlechner die Ergebnisse zusammen. „Wir werden uns darum weiterhin dafür einsetzen, dass die Kirche nicht nur die Menschen aus traditionell orientierten Lebenswelten anspricht. Beziehungen müssen als wertvolle Verwirklichung von gegenseitiger Liebe geschätzt werden.“

Zur Studie „Wie ticken Jugendliche 2016?“

Wie in beiden Vorgängerstudien 2008 und 2012 zeigt sich auch 2016, dass es die Jugend nicht gibt. Die qualitative Untersuchung des SINUS-Instituts identifiziert sieben unterschiedliche Lebenswelten von Jugendlichen und geht auf die großen soziokulturellen Unterschiede zwischen ihnen ein.

Weiterführende Materialien und Links


Diese Pressemitteilung können Sie hier auch als PDF herunterladen.

Zudem steht hier eine gemeinsame Pressemitteilung der Herausgeber zur SINUS-Studie 2016 ebenfalls zum Download zur Verfügung.

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