Junge Menschen kamen kaum vor

Bischofssynode macht ersten Schritt für mehr Spielräume für die Ortskirchen
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Düsseldorf, 25. Oktober. „Die Synode hat vor allem gezeigt, dass das Thema Ehe und Familie nicht auf einen weltkirchlichen Nenner zu bringen ist“, so der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Wolfgang Ehrenlechner, zu den Ergebnissen der Bischofssynode über Ehe und Familie, die heute in Rom zu Ende geht. „Die weltweiten Unterschiede sind zu groß, als dass alle Fragen, die sich in den einzelnen Ländern stellen, hätten beantwortet werden können. Für uns ist es eine gute Nachricht, dass die kulturellen Unterschiede nun endlich auch seitens der kirchlichen Hierarchie anerkannt werden.“

Für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland bedauert Ehrenlechner, dass bei der Synode die Sicht junger Menschen kaum vorkam, denn bei den ohnehin wenigen Laien waren noch weniger junge Menschen vertreten und keine Paare, die das katholische Eheideal nicht erfüllen. „Dass das Zusammenleben vor der Ehe im Schlussbericht angesprochen wurde und Ehepaare eingeladen waren, kann nur ein erster Schritt sein auf dem Weg dahin, mehr mit den Menschen als über sie zu sprechen“, so Ehrenlechner. „Auch das Bemühen, eine neue Sprache zu finden, um über Partnerschaft und Beziehung zu sprechen, geht ins Leere, wenn es nicht auch Bewegung bei den Inhalten gibt.“ Gerade die Themen, bei denen die jungen  Menschen die Lehre der Kirche weithin ablehnen, seien kaum vorgekommen oder ungelöst geblieben: Beziehungen vor der Ehe, Verhütung, homosexuelle Beziehungen. „Während die Berichte der Sprachgruppen zeigten, wie umstritten etwa die Frage nach dem Umgang mit homosexuellen Beziehungen war, klammert der Schlussbericht diese Fragen wieder weitgehend aus. Es ist aber nur ein Schein von Einheit, wenn es nur um den kleinsten gemeinsamen Nenner geht."  Hier zeige sich sehr deutlich, dass auch die Sicht auf den Menschen so unterschiedlich sei, dass es keine für alle passenden Antworten gebe. Das solle auch die kirchliche Lehre berücksichtigen.

Man warte jetzt wie die ganze Weltkirche ab, wie der Papst mit dem abgestimmten Schlussbericht weiter verfahren werde. „Es ist gut zu wissen, dass der Papst umsichtig mit dem Bericht umgehen wird und dass ihm die Schwierigkeiten der weltweiten Differenzen deutlich bewusst sind“, so Ehrenlechner. „Andererseits können wir nicht unsere Einheit als Kirche nur darauf gründen, dass für alle die gleichen Normen gelten. Wir sollten uns eher als einig im Glauben an Jesus Christus begreifen. Dann würden sich manche Auseinandersetzungen um Einzelfragen erledigen, die auf junge Menschen bei uns wirken, als kämen sie von einem anderen Stern.“

Es sei offenbar geworden, dass man noch einen weiten Weg vor sich habe, denn man sehe an dem ganzen Verfahren, wie ungeübt die Kirche in offener Diskussion sei. „Wir haben mit Interesse die neue Arbeitsweise der Synode verfolgt und sprechen allen Beteiligten unsere Anerkennung aus für die Arbeit, die sie in diesen Wochen geleistet haben. Wenn es aber im 50. Jahr, seit es die Bischofssynode gibt, eine Neuigkeit ist, dass tatsächlich offen miteinander geredet wurde, dann sind die Verkrustungen in der Kirche noch viel ausgeprägter, als wir befürchtet hatten“, bilanziert Ehrenlechner.

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