(Frankfurt, 10. September 2022) Heute ist die 4. Synodalversammlung des Synodalen Weges zu Ende gegangen. Der BDKJ-Bundesverband begrüßt die in Frankfurt beschlossenen Reformen als „kleine aber wichtige Schritte“, kritisiert aber gleichzeitig, dass kaum systemische Änderungen angestoßen wurden und dadurch Missbrauch in der katholischen Kirche weiterhin ermöglicht wird. Zudem bemängelt die katholische Jugend die „Verweigerungshaltung“ einiger Bischöfe, die ihre Amtsmacht ausnutzen, um weiter zu blockieren. Dies bestärkt den BDKJ darin, sein Engagement für die dringend benötigten Reformen zu intensivieren und will bei der Verhinderung von Missbrauch nicht mehr auf „Zustimmung aus Rom“ warten.
„Auf der vorletzten Synodalversammlung wurden gute Texte beschlossen, hinter denen eine enorm große Mehrheit der Gläubigen und auch viele Bischöfe stehen. Aber wir bleiben stets in den jetzigen Strukturen der Kirche und brauchen dringend echte systemische Änderungen. Das kann der Synodale Weg nicht leisten, sodass mit Blick auf die MHG-Studie dieses Versprechen nicht erfüllt werden kann“, betont BDKJ-Bundesvorsitzender Gregor Podschun heute zum Abschluss der 4. Synodalversammlung.
„Einige Bischöfe haben in Frankfurt leider nicht erkennen lassen, dass sie gewillt sind die Systeme so zu verändern, dass Missbrauch nicht mehr ermöglicht wird. So lange werden diese Veränderungen auch nicht geschehen. So scheitert das System ist an sich selbst“.
Neben der „Ohrfeige“, die durch die Ablehnung des Grundtextes „Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“ durch die Bischofskonferenz erfolgt sei, gebe die erfolgten Beschlüsse des Grundtextes „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ sowie der Handlungstexte „Lehramtliche Neubewertung der Homosexualität“ und „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ ein „Hoffnungszeichen“, so der BDKJ-Bundesverband.
"Wir haben einen wichtigen Schritt zur Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche getan. Das Anliegen der Priester*innenweihe für alle Geschlechter nach Rom zu tragen ist sehr wichtig. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass damit die Diskriminierungen nicht aufhören. Die Bischöfe müssen sich jetzt zur Veränderung der Systeme massiv dafür einsetzen, dass auch der Vatikan endlich Frauen gleichberechtigt an allen Ämtern teilhaben lässt", so Gregor Podschun.
„Homosexuelle Menschen gleichberechtigt Zugang zu allen Sakramenten zu öffnen ist seit langem unsere Forderung“, so Podschun. „Aber bisher ist es am Veto des Vatikans gescheitert.“ Daher begrüßt der BDKJ den heutigen Beschluss zur Neubewertung von Homosexualität in der Kirche und den darin enthaltenen Appell an Papst Franziskus ausdrücklich.
„Kirche verletzt weiterhin trans*, inter* und queere Menschen, indem ihre Identität nicht anerkannt wird.“ Der BDKJ begrüßt es daher, dass der Handlungstext "Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt" in erster Lesung beschlossen wurde. Bei der 5. Synodalversammlung im März 2023 fordert der BDKJ diesen Missstand mit der finalen Beschlussfassung endlich zu beheben.
Teilhabe junger Menschen stärken
Der Dachverband der katholischen Jugendverbände erneuerte bei der 4. Synodalversammlung seine Forderung, dass die Teilhabe junge Menschen gestärkt und gesichert werden müsse. „30 Prozent der Gläubigen sind unter 30 Jahre alt, daher fordern wir, dass in allen kirchlichen Gremien, auch beim Synodalen Rat, 30 Prozent der Stimmen an junge Menschen unter 30 Jahren vergeben werden“, so Podschun und ergänzt: „So lange Bischöfe mit ihrer Mehrheit weiterhin Beschlüsse und Reformen blockieren können, ist keine echte Mitbestimmung in der Kirche möglich.“
Beschlüsse nach Rom tragen, aber nicht auf Rom warten
Zum Abschluss der 4. Synodalversammlung verdeutlichte der BDKJ-Bundesverband zudem seine Forderung, dass die im Synodalen Weg getroffenen Beschlüsse z.B. zur Weihe für Frauen, zur Homosexualität und zur Ehe für Alle in die Weltsynode getragen werden müssen. „Wir fordern die Bischöfe auf, den Texten in Rom Gehör zu verschaffen. Gleichzeitig werden wir als katholische Jugend nicht warten, bis sich in Rom etwas bewegt, sondern werden weiterhin Reformen anstoßen und regen an, in den Diözesen eigene Reformprozesse zu initiieren oder solche zu intensivieren.“