Vorwort

Liebe Engagierte in der katholischen Jugendverbandsarbeit,

heute ist der 8. März – und damit Feministischer Kampftag!

Gerade findet die 67. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission in New York statt, wir erwarten gespannt den Gesetzesentwurf für das Selbstbestimmungsgesetz, werben für Geschlechterparität im Bundestag und Gleichstellung. Zugleich befinden sich Frauen weltweit in Konflikten – kämpfen für Selbstbestimmung, Freiheit und um ihr Leben… - Eine Vielfalt an Themen, die aktuell im Bereich Diversität und Mädchen- und Frauenpolitik anstehen und uns im BDKJ beschäftigen.

Das BDKJ-Bundesfrauenpräsidium hat euch anlässlich dieses Tags, der in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern auch ein gesetzlicher Feiertag ist, diesen Newsletter mit Themen und Ideen gefüllt, die den Weg für eine gleichberechtigte Kirche und eine feministische Gesellschaft ebnen können.

Wir freuen uns, euch heute in feministischer Solidarität diese Zeilen zuzusenden und mit euch allen für Gleichstellung einzutreten. – Nicht nur im Verband, sondern weltweit. Nicht nur heute, sondern jeden Tag! #smashthepatriarchy

Eure Danni

66 Tage umsonst gearbeitet- Equal Pay-Day ist am 7. März

von Rebekka Schuppert

66 Tage – so lange arbeiten Frauen „umsonst“ im Vergleich zu Männern - bis zum Equal Pay Day am 7. März dauert dieser Zeitraum. Denn in Deutschland verdienten Frauen im Jahr 2022 im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Im Gender-Pay-Gap wird zwischen den bereinigten und unbereinigten Gender-Pay-Gap unterschieden. Der unbereinigte Gender-Pay-Gap wirft einen Blick auf die gesamtgesellschaftliche Realität: Teilzeit, Geschlechtsverteilung in unterschiedlichen Branchen spielen eine Rolle bei der großen Lücke. 

Werden diese Effekte „rausgerechnet“ zeigt sich der bereinigten Gender-Pay-Gap. Das heißt Frauen verdienen weniger, wenn sie die gleiche Qualifikation und Erfahrungen haben wie ihre männlichen Kollegen. Und dies sind immer noch 7 Prozent.

„Eine Frau hat Anspruch auf gleiches Entgelt für gleiche oder gleichwertige Arbeit, wenn der Arbeitgeber männlichen Kollegen aufgrund des Geschlechts ein höheres Entgelt zahlt.” Da war das Bundesarbeitsgericht in seinem Urteil vom 16. Februar 2023 zur Entgeltgleichheit von Männern und Frauen sehr klar. Das Urteil wurde begeistert aufgenommen, denn es heißt in Zukunft können sich Frauen auf die Gehälter ihrer männlichen Kollegen beziehen, sollten diese besser bezahlt werden.

Dies löst jedoch nicht alle Probleme: ein Großteil des Gender-Pay-Gap wird durch andere Effekte ausgelöst: Frauen arbeiten häufiger in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus, die schlechter bezahlt werden (Destatis 2022). Ganz klassisch: Frauen sind häufiger in Sorgeberufen vertreten, weniger im MINT-Bereich und immer noch zu wenig in der Chefetage. Dies ist keine unkluge Entscheidung von Frauen, sondern durch Erziehung und Medien in patriarchalen Geschlechtscharakteren immer wieder reproduziert. Die schlechte Bezahlung von Sorgeberufen, die oftmals von Frauen ausgeführt wird, ist nicht erst seit der Corona-Pandemie hochkritisch. Hinzukommt die Teilzeit-Problematik: Frauen arbeiten mehr Teilzeit, weil sie mehr unbezahlte Sorgearbeit im privaten Bereich leisten. Die Gender-Care-Gap weist eine Abweichung von 52,4 Prozent auf (BMFSFJ 2019). – Das heißt: Frauen leisten mal eben doppelt so viel Care-Work wie Männer. Da bleibt auch weniger Zeit für Karriereplanung, Networking und berufliche Bildung.  

Parität jetzt!

Gleichberechtigung muss auch in den Parlamenten sichtbar werden!

Im Bundestag liegt der aktuelle Frauenanteil unter 35 Prozent. Hier werden große politische Entscheidungen getroffen, die unsere Gesellschaft gestalten und unsere Zukunft beeinflussen – als Mehrheitsentscheidungen von Männern. Die Bundesfrauenkonferenz hat daher schon 2019 klar gemacht: „Wir setzen uns für eine umfassende Gleichberechtigung aller Geschlechter ein. Die Geschlechterparität von Frauen und Männern ist darum für uns nur der erste - längst überfällige - Schritt. Wir werden die Debatte weiterführen und voranbringen mit dem Ziel, das binäre Geschlechtermodell perspektivisch hinter uns zu lassen.“ 

Aktuell steht die Wahlrechtsreform im Bundestag auf der Agenda. Ihr Ziel: Das Parlament soll kleiner werden. In dem Gesetzesentwurf der Koalitionsfraktion kommt der Aspekt der Parität jedoch zu kurz. Die Unterrepräsentanz von Frauen ist ein Demokratiedefizit. Im parlamentarischen Verfahren muss daher nun nachgebessert werden. Wir werden uns weiter für Veränderung und eine gleichberechtigte Teilhabe in der Politik einsetzen, denn: Demokratie braucht uns ALLE. #ParitätJetzt! 

Hier könnt ihr eure Wahlkreisabgeordneten auf die Unterrepräsentanz von Frauen aufmerksam machen und gemeinsam mit uns Parität in der jetzt anstehenden Wahlrechtsreform fordern. 

Feministische Entwicklungspolitik und Fairer Handel

Passend zum feministischen Kampftag haben das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung jeweils ihre Leitlinien und Strategien zur feministischen Außen- und Entwicklungspolitik veröffentlicht. Nun geht es an die Umsetzung und Konkretisierung dieser. 

Eine Möglichkeit, das Konzept der feministischen Entwicklungspolitik erfolgreich und konkret umzusetzen, ist die Förderung des Fairen Handels. Dabei kann dieser auf ein starkes Netzwerk an lokalen Strukturen zugreifen – auch in Bezug auf konkrete Bedürfnisse von Frauen, Mädchen und anderen marginalisierten Gruppen. Daher empfehlen wir - der BDKJ gemeinsam mit dem Forum Fairer Handel und Fairtrade Deutschland - dass der Faire Handel bei der Umsetzung einer feministischen Entwicklungspolitik als strategischer Partner anerkannt und einbezogen wird. Mehr dazu erfahrt ihr hier.

Frauen in gewaltvollen Konflikten

Die letzten Monate mussten wir mitverfolgen, wie Mädchen und Frauen auf der Flucht - ob aus der Ukraine, Syrien oder anderen Teilen der Welt - sexualisierter Gewalt, Prostitution und Menschenhandel ausgesetzt sind. Wir sehen, wie Mädchen und junge Frauen im Iran aufgrund willkürlichen, immer brutaler werdenden Gewaltexzessen und tausendfachen Festnahmen in ihren Menschenrechten bedroht werden. Wir nehmen wahr, wie sich zuletzt Giftanschläge auf Schülerinnen häuften, die mittlerweile viele Eltern im Land veranlasst haben, ihre Kinder aus Angst um deren Sicherheit von den Schulen zu nehmen. Auch Mädchen und Frauen in Afghanistan wird die Schulbildung und das Studium durch brutalste patriarchale Strukturen und Machtdemonstrationen verweigert. Sie werden in ihrer Gesundheit bedroht, ihren Zukunftsvorstellungen beraubt und allein gelassen.

Als BDKJ solidarisieren wir uns mit den Mädchen und Frauen und allen Menschen im Iran und in Afghanistan, die von patriarchalen Strukturen unterdrückt werden und deren Leben und Freiheit bedroht sind.

Die dortigen Situationen zeigen einmal mehr: Frauenrechte sind ein Gradmesser für den Zustand von Gesellschaften. Das bedeutet auch: Die Belange von Mädchen und Frauen müssen in der (Außen-)Politik immer von Anfang an mitgedacht werden. Wir begrüßen daher, dass der Auswärtige Dienst sich diese zehn Leitlinien feministischer Außenpolitik gegeben hat und damit den Fokus seiner Ausrichtung auf die Rechte, Repräsentanz und Ressourcenausstattung von marginalisierten Gruppen legt. Nun ist es wichtig, dass die Bundesregierung darauf Taten folgen lässt, insbesondere Kindern und jungen Frauen Schutz und Unterstützung zukommen lässt und Strukturaufbau- und Bildungsprojekte, die Mädchen und Frauen zugutekommen, langfristig fördert.

Synodaler Weg

In den kommenden Tagen findet die letzte Synodalversammlung des Synodalen Weges statt. Gerade im Zuge des feministischen Kampftags ist es uns wichtig darauf hinzuweisen, dass in der katholischen Kirche diskriminierende Machtstrukturen existieren. Auch in der Synodalversammlung sollen Texte besprochen und beschlossen werden, die die Diskriminierung von Menschen jeglichen Geschlechts abbauen sollen. Beispielsweise gibt es die Handlungstexte „Frauen in Sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ und „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ in der zweiten Lesung beschlossen werden sollen. In die erste Lesung kommt der Handlungstext „Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche“.

Als katholische Jugendverbände ist es uns wichtig, dass auch in der katholischen Kirche diskriminierende Strukturen zerstört werden müssen, die Menschen jeglichen Geschlechts diskriminieren. Bei der Demonstration am Donnerstag, die vor der Messehalle im Vorhinein der Synodalversammlung stattfindet, weisen wir auf diese Strukturen hin und fordern, dass diese schnellstmöglich aufgebrochen werden.

Jetzt zur Anti-Patriarchats-Tagung anmelden!

Der BDKJ-Bundesverband lädt von Donnerstag, 20. April, 18 Uhr bis Samstag, 22. April, 14 Uhr zur Anti-Patriarchats-Tagung nach Wiesbaden ein! Eingeladen sind alle aus den Reihen des BDKJ, die Lust haben, gemeinsam das Patriarchat zu überwinden, sich zu damit verbundenen Fragestellungen austauschen und weiterzubilden. Wir wollen vielfältige Perspektiven zusammenbringen, mit- und voneinander lernen, diskutieren, reflektieren, Wissen generieren, kreativ sein, kritisch hinterfragen, Emotionen und Fragen Raum geben, Visionen entwickeln und uns von vereinter feministischer Energie inspirieren und tragen lassen. Dazu erwarten euch spannende Referent*innen, Workshops u.v.m.

Ihr wisst, die Anti-Patriarchats-Tagung kann nicht ohne euch stattfinden? Dann meldet euch am besten direkt und – solange noch Plätze frei sind - spätestens bis zum 19. März hier an!

Mehr Infos zur Tagung findet ihr auf bdkj.de.

Der perfekte Soundtrack zum 8. März

Die größte Berliner Girlgroup „Queen Bees & the Beat“ die einige von euch vielleicht noch von der Zukunftszeit-Abschlussaktion kennen, hat am Sonntag ihren ersten eigenen Song „Powerful Women“ veröffentlicht, den ihr euch bei  YouTube  und  Spotify  auf dem Weg zur Demo anschauen und anhören könnt.

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