Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der katholischen Kirche

Unsere Forderung: Ermöglicht Gleichstellung!

Wir fordern, hierzulande alle diözesanen Möglichkeiten auszuschöpfen, um Mädchen und Frauen in der Kirche gleichzustellen. Darüber hinaus erwarten wir von unseren Bischöfen, auch auf Ebene der Weltkirche für die Gleichberechtigung von Frauen einzutreten.

Das ist die aktuelle Situation von Frauen in der katholischen Kirche in Deutschland

Das katholische Lehramt sagt…

„Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann.“ CIC (1983) can. 1024

„Damit also jeder Zweifel bezüglich der  bedeutenden  Angelegenheit,  die  die  göttliche  Verfassung  der  Kirche  selbst  betrifft,  beseitigt  wird,  erkläre  ich  kraft  meines  Amtes,  die  Brüder  zu  stärken  (vgl.  Lk 22,32), dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“ (Ordinatio sacerdotalis, 1994)

Was sagen Bischöfe zum Thema Gleichberechtigung von Männern und Frauen?

"Die Frauen-Frage und Antworten auf die Anfragen von Frauen sind entscheidend dafür, ob es in unserer kulturellen und gesellschaftlichen Situation mit dem Glauben an den Gott der Liebe und seinen rettenden Sohn und seine vitale Geistkraft weitergeht - oder ob dieses Jahrtausende alte Bekenntnis weiter ins Stocken gerät." Bischof Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (23. November 2020)

"Mir liegt viel daran, die Argumente der Kirche, warum das sakramentale Amt nur Männern zukommen kann, redlich zu nennen. Aber ich muss ehrlich sagen: Ich nehme eben genauso wahr, dass diese Argumente immer weniger überzeugen und dass es in der Theologie gut herausgearbeitete Argumente gibt, die dafür sprechen, dass das sakramentale Amt auch für Frauen zu öffnen wäre." Bischof Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (28. Dezember 2020 in der Herder-Korrespondenz)

„Die gerade auch beim so genannten ‚Synodalen Weg‘ diskutierte Zuordnung des Weiheamtes zum männlichen Geschlecht, darauf hat der Freiburger Theologe Helmut Hoping mit Recht hingewiesen, lässt sich freilich nicht allein auf der Ebene der Schöpfungstheologie oder Inkarnationstheologie alleine klären, sondern hängt auch mit der  sakramententheologischen  Frage  zusammen,  wie  man  den  Gedanken  der Christusrepräsentation durch das geweihte Dienstamt näherhin fasst. Die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen gehen davon aus, dass zur Repräsentation Christi, des Hauptes der Kirche, von seiner natürlichen Zeichenhaftigkeit das männliche Geschlecht gehört.“ Regensburger Bischof Voderholzer (25. Dezember 2020)

Dürfen Frauen in der katholischen Kirche predigen?

Ja – allerdings nicht in der Eucharistiefeier. Erlaubt ist Laien, und dann eben auch Frauen, die Predigt etwa in Wortgottesdiensten. Bei der Predigt in der Eucharistiefeier, die auch „Homilie“ genannt wird, muss immer ein Kleriker beteiligt sein. Frauen dürfen, wie alle Laien, hier etwa eine kurze persönliche Einführung geben oder an einer Dialogpredigt beteiligt werden – Prediger bleibt aber immer ein Kleriker.

Wir fordern, dass Frauen katholische Priesterinnen werden dürfen, weil…

…wir eine Gemeinschaft von Getauften sind

Mit unserer Taufe werden wir Teil der Gemeinschaft der Getauften und damit „wesenhaft gleich“. Die Getauften können mit ihrem Glaubenssinn die Kirche gestalten. Dazu passt nicht, dass Katholik*innen durch monarchische Strukturen bevormundet und von vielen sie selbst betreffenden Entscheidungen ausgeschlossen werden. Eine solcherart patriarchal agierende und monarchisch organisierte Kirche entspricht nicht dem Bild der Gemeinschaft von Getauften.

Demokratie und Gleichberechtigung sind entscheidende Errungenschaften unserer Zeit, die die Kirche nicht ablehnen darf, sondern aufgreifen muss. „Humanisierungsprozesse“ nennt das der Demokratieförderplan von 1994 und weist darauf hin, dass der Glaube sich als vereinbar mit einer in einer demokratiegewöhnten Gesellschaft erweisen muss, um relevant zu bleiben.

…die Ungleichbehandlung von Geschlechtern im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt steht

Doppelmoral und Schweigen sind Kennzeichen einer Kirche, die im Innern nicht konfliktfähig ist: Der Verlust der Anschlussfähigkeit an eine demokratische und diverse Gesellschaft und Geschlechterungerechtigkeit in der Kirche stehen in einem Zusammenhang mit dem Skandal der sexualisierten Gewalt. Diese wurde von Doppelmoral und Schweigen ermöglicht, denn ihre gemeinsame Wurzel ist die Konfliktunfähigkeit der Kirche, die monarchisch regiert wird und ihre patriarchalen Strukturen nicht hinterfragt. Dass dies aber dringend notwendig wäre, zeigen die Ergebnisse der MHG-Studie – ein Blick in die Zusammenfassung lohnt sich.

…die Kirche nur so glaubwürdig für die Gleichberechtigung von Frauen* in der Gesellschaft kämpfen kann

Die Kirche muss besser, nicht schlechter als Frauen unterdrückende Gesellschaften sein.

Die Päpstliche Lateinamerika-Kommission hat 2018 eine Synode über Frauen vorgeschlagen. "Die katholische Kirche, die dem Beispiel Jesu folgt, muss frei sein von jeglichen Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierungen gegenüber Frauen", heißt es in einer Erklärung der Kommission.

Aber mit welchem Recht und welcher Glaubwürdigkeit kann die Kirche Gleichberechtigung von Frauen in der Gesellschaft fordern, wenn sie sie selbst nicht umsetzt? Die Kirche muss Mädchen und Frauen den Rücken stärken, nicht Gleichberechtigung bekämpfen.

Stattdessen fördert sie die weltweite Benachteiligung von Frauen, indem sie sich in Teilen der Welt zur Komplizin von nationalistischen, Minderheiten-diskriminierenden politischen Bewegungen macht, die beispielsweise gegen internationale Verträge mobilisieren, die Frauen vor häuslicher und anderer Gewalt schützen. Die Kirche darf nicht, auch nicht in Teilen, Komplizin gegen die Rechte und Würde von Frauen sein.

…nicht nur Männer zu katholischen Priestern berufen sind

In den Reihen unserer Jugendverbände und darüber hinaus erleben wir immer wieder, dass auch Mädchen und Frauen eine Berufung zum Priesteramt spüren. Die Kirche als Institution darf der Berufung von Frauen und verheirateten Männern zum Priesteramt nicht im Wege stehen, indem sie diesen Menschen das Weihesakrament vorenthält. Dies ist eine Frage der Gerechtigkeit und auch eine Frage der Beteiligung an Leitungsämtern.

Warum wir beim Thema Gleichberechtigung nicht mit Bibelstellen oder theologisch argumentieren

Die Forderung nach Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche ist alt und wird mit mehr und mehr Nachdruck von einer großen Mehrheit der Katholik*innen in Westeuropa und in anderen Weltteilen vertreten. Der BDKJ hat sich an dieser Debatte seit 1994 mit Beschlüssen der BDKJ-Hauptversammlung beteiligt. Diese Beschlüsse werden nicht theologisch begründet, obwohl das möglich gewesen wäre. Die theologische Debatte ist in den Fachkreisen in den verschiedenen Disziplinen - Exegese, Dogmatik, Kirchengeschichte, Pastoraltheologie, Kirchenrecht - ausführlich geführt worden. Eine theologische Detaildiskussion für die Priesterinnenweihe in einem Beschluss des BDKJ zu führen, hieße aber, sich auf die Grundvoraussetzung einzulassen, dass die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche begründet werden müsste. Aber nicht die  Gleichberechtigung ist begründungspflichtig, sondern deren Ablehnung.

Frauen ins Priesteramt!

Argumentationshilfe zum gleichberechtigten Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche.

Kontakte

Gregor Podschun

BDKJ-Bundesvorsitzender
Tel. 02 11 / 46 93 - 162
podschun[at]bdkj.de