Europäische Jugendpolitik im BDKJ und seinen Jugendverbänden

Die europäische Einigung ist ein beispielloses Erfolgsmodell und ist in diesen bewegten Zeit wichtiger denn je: Aus diesem Grund spricht sich der BDKJ gemeinsam mit seinen Jugendverbänden für ein geeintes, solidarisches und friedliches Europa aus. Die Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union muss kontinuierlich ausgebaut werden, ebenso wie die Europäische Integration.

Unser christliches Menschenbild und die katholische Soziallehre lehrt uns Solidarität über kulturelle und nationale Grenzen hinweg. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn Nationalstaaten ihre persönlichen Interessen zugunsten des Europäischen Gemeinwohls zurückstellen. Ebenso ist die Vernetzung der Jugend für das Fortbestehen der Europäischen Union elementar. Hier wollen wir als BDKJ mit unseren Jugendverbänden weiter aktiv Aktionen und Projekte anbieten und uns in Politik und Gesellschaft einbringen.

Beschluss "Wahl zum Europäischen Parlament - Gerade jetzt: Für unser Europa"

 

Am 9. Juni 2024 findet in Deutschland die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Dies geschieht in einer besonders herausfordernden Zeit für die Europäische Union und für junge Europäer*innen. Nach den Belastungen in der Corona-Krise und vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege auf der Welt ist die Bedeutung der Europäischen Union und der Europäischen Idee größer denn je. Es ist wichtiger denn je, dass wir in Europa und der EU zusammenkommen und gemeinsam Lösungen finden.

Es gibt große Herausforderungen, die die EU angeht und deren Bewältigung viel Potenzial für eine bessere Welt bieten. Allerdings werden zeitgleich auch Förderprogramme wieder gekürzt und das Asylrecht verschärft.

Als junge Christ*innen und überzeugte Europäer*innen stehen wir für ein vielfältiges, solidarisches,feministisches, jugendliches, klimagerechtes und faires Europa ein und fordern deshalb:

  • Demokratie und Rechtstaatlichkeit schützen. Diese Grundwerte sind mehr als
    nur Floskeln und werden von einer starken Zivilgesellschaft täglich
    gelebt. Die EU muss klar hinter diesen Werten stehen und sie schützen.
  • Vielfalt zelebrieren und marginalisierte Gruppen schützen. Wir sind ein
    buntes Europa mit verschiedenen Lebensrealitäten. Die EU muss den Raum
    schaffen, um das Miteinander zu schützen und Hass, Rechtsextremismus und
    Verschwörungserzählungen entgegentreten.
  • Menschenrechte an den Außengrenzen garantieren. Wir sind gegen eine
    Abschottung nach außen hin. Die EU muss ein menschenwürdiges und faires
    Asylverfahren sowie sichere Fluchtrouten schaffen und das Sterben auf dem
    Mittelmeer beenden.
  • Solidarität und Gemeinschaft stärken. Egal ob auf der Straße oder im
    Parlament, ein Miteinander gelingt nur wenn wir an einem Strang ziehen und
    gemeinsam Lösungen finden. Die EU muss mit Transparenz und klarer Stimme
    sprechen.
  • Gemeinsame Sozial- und Arbeitsstandards etablieren. Hierzu zählen ein
    Mindestlohn, Renten- und Arbeitslosenversicherung und die Bekämpfung des
    gender pay gap. Die EU muss ein Mindestmaß festschreiben, um gute und
    gerechte Arbeitsbedingungen zu garantieren.
  • Unbezahlte Praktika abschaffen und die EU-Jugendgarantie stärken. Die
    Jugendarbeitslosigkeit ist deutlich höher als die durchschnittliche
    Arbeitslosigkeit. Junge Menschen wollen sich ausbilden und arbeiten. Der
    Einstieg in die Berufswelt sollte nicht ins Prekariat führen, sondern ein
    flüssiger Übergang sein.
  • Gegen Antifeminismus und Rechtsruck. Rechtspopulistische und rechtsextreme
    Parteien gewinnen in Europa immer stärker an Einfluss und profilieren sich
    durch antifeministische Positionierungen und Forderungen. Deshalb braucht
    es konsequente Maßnahmen zur Bekämpfung gruppenbezogener
    Menschenfeindlichkeit durch eine starke Gleichstellungs- und
    Antidiskriminierungspolitik, um die Gleichstellung aller Geschlechter bis
    2030 in der EU zu verwirklichen und damit auch rechten Ideologien
    entgegenzuwirken.
  • Geschlechtsspezifische Gewalt stoppen. Die neue EU-Gewaltschutzrichtlinie
    ist ein wegweisender Schritt, um Gewalt gegen Mädchen und Frauen zu
    beenden. Die Entscheidung der EU, Vergewaltigung nicht in die Richtlinie
    aufzunehmen, ist jedoch fatal. Der effektive Gewaltschutz von Mädchen und
    Frauen darf nicht davon abhängen, in welchem Mitgliedsstaat sie leben.
  • Es braucht eine starke feministische EU-Außenpolitik. Frauen sind
    unverhältnismäßig stark von den Auswirkungen der Klimakrise und Kriegen
    betroffen. Deshalb braucht es eine vereinheitlichte feministische EU-
    Außenpolitikstrategie und insbesondere ihre konsequente Umsetzung. Eine
    effektive feministische Außenpolitik muss intersektional und dekolonial
    ausgerichtet sein und aktiv auf die Dekonstruktion und Transformation von
    Machtstrukturen hinarbeiten.
  • Jugendverbände finanzieren. Demokratische Jugendverbände sind Werkstätten
    der Demokratie und der Interessensvertretung. Junge Menschen organisieren
    sich, um gemeinsam mehr zu erreichen. Sie müssen öfter in
    Gesetzgebungsprozesse einbezogen und finanziell gefördert werden.
  • Förderprogramme ausbauen. Förderungen wie Erasmus+ und das Europäische
    Solidaritätskorps müssen ausgebaut und bedarfsgerecht gestaltet werden.
    Die Bekanntheit dieser Programme muss gesteigert und die Antragsstellung
    vereinfacht werden, damit die Förderung bei den jungen Menschen ankommt.
    Zudem braucht es eine planbare und bedarfsgerechte Ausstattung von
    Jugendverbänden in den EU-Mitgliedsstaaten sowie von länderübergreifenden
    oder europaweiten Jugendverbänden. Dabei muss auch eine strukturelle
    Förderung der Verbände durch europäische Mittel sichergestellt werden.
    Eine reine Projektförderung reicht nicht aus, um die enorm wichtige Arbeit
    der Jugendverbände zu gewährleisten.
  • Wahlalter EU-weit senken. Die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre in
    Deutschland ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um junge
    Menschen an europäischer Politik zu beteiligen. Unseres Erachtens sind
    Jugendliche so früh wie möglich aktiv in Entscheidungsprozesse
    einzubinden. Daher muss das Wahlalter weiter abgesenkt werden, sodass
    junge Menschen durch eine aktive Einbindung in politische,
    gesellschaftliche und kirchliche Entscheidungsprozesse auch eher dazu
    befähigt werden können, ihre Meinung einzubringen. Darüber hinaus gibt es
    in der EU aktuell verschiedene Wahlalter je nach Mitgliedsstaat. In einer
    gleichberechtigten EU gibt es keinen Platz für diesen Flickenteppich. Die
    EU muss daher das Wahlalter vereinheitlichen und auf mindestens 14 Jahre
    absenken.
  • Klimaschutz- und Umweltschutz ernst nehmen. Der European Green Deal muss
    zielstrebig umgesetzt werden. In Anbetracht der Klimakrise dürfen
    klimapolitische Maßnahmen nicht zur Disposition gestellt werden und die
    1,5-Grad-Grenze muss die Leilinie des Handelns sein. Die EU muss Klima-
    und Umweltschutz konsequent und sozial-gerecht gestalten, sich für die
    Bewahrung der Schöpfung einsetzen und ihre Verantwortung für den
    nachhaltigen Wandel nicht weiter in die Zukunft verlegen.
  • Verantwortung übernehmen. Der Einsatz für Sozial- und Umweltstandards
    entlang von Lieferketten ist weiterhin ein wichtiges Ziel der EU.
    Unternehmen müssen ihrer Verantwortung für die Einhaltung der
    Menschenrechte, Umwelt- und Klimaschutz entlang der gesamten
    Wertschöpfungskette gerecht werden. Die EU-Handelspolitik muss fair
    gestaltet werden, insbesondere durch Faire Handelsabkommen mit wirksamen
    Nachhaltigkeitskapiteln.
  • Europa erweitern. Die EU ist gerade in dieser Zeit ein Friedensprojekt.
    Mit Kriegen in direkten Nachbarländern müssen wir die Europäische Idee von
    Frieden und Wohlstand für alle ernst nehmen. Beitrittskandidatenländer zum
    Beispiel im Westbalkan brauchen eine realistische Chance Mitglieder zu
    werden.

Mit diesen Ansprüchen rufen wir alle Wahlberechtigten zur Europawahl auf, um ihre Stimme für ein vielfältiges, solidarisches, feministisches, jugendgerechtes, klimagerechtes und faires Europa abzugeben.

Gerade jetzt: Für unser Europa!

Der gesamte Beschluss findet sich hier zum Download.

Termine

12.04 bis 19.04.2024 Europäische Jugendwoche 2024
Weitere Informationen

25.04.2024 Europas Töchter - Feministische Perspektiven auf die Europawahl 2024
Veranstaltung des BDKJ und der KDFB: Anmeldung

02.05.2024 Online-Workshop: Europa in meinem Alltag
Veranstaltung des BDKJ/BJA Rottenburg-Stuttgart und BDKJ Speyer: Anmeldung

07.05.2024 Offene Runde zur Europawahl des DBJR

08.05.2024 Online-Austausch zur europäischen Gleichstellungspolitik
Veranstaltung des BDKJ/BJA Rottenburg-Stuttgart und BDKJ Speyer: Anmeldung

16.05.2024 Online-Austausch zu europäischer Klimapolitik
Veranstaltung des BDKJ/BJA Rottenburg-Stuttgart und BDKJ Speyer: Anmeldung

27.05.2024 Du bist (Europa-) Erstwähler*in? - Austauschtreffen
Veranstaltung der PSG
Weitere Informationen

27.05 bis 31.05.2024 U16-Wahl zur Europawahl
Weitere Informationen

01.06.2024 "Jung, Europäisch, Wahlberechtigt?" auf dem Katholik*innentag
Weitere Informationen

02.06.2024 Du bist Europawähler*in? - Austauschtreffen
Veranstaltung der PSG
Weitere Informationen

09.06.2024 Europawahl

Material

Der BDKJ Niedersachsen hat eine Arbeitshilfe zur Europawahl erstellt.
Hier findet ihr Hintergrundinformationen, Planungshilfen, einen Methodenkoffer und einiges mehr.

Zur Arbeitshilfe

Der Deutsche Bundesjugendring hat eine Sammlung mit dem Material der Mitglieder zur Europawahl erstellt.
Hier findet ihr konkrete Informationen von Verbänden, Hilfe bei euren Veranstaltungen und weiterführende Links.

Zur Sammlung

Wahlaufruf des Bundesfrauenpräsidiums "Frauen, verbündet euch! Europa, wähl feministisch!"

 

Am 23.+24.03.24 tagte die BDKJ-Bundesfrauenkonferenz in Frankfurt am Main. Die Konferenz stand dabei in diesem Jahr im Zeichen der bevorstehenden Europawahl im Juni 2024. Intensiv wurde sich über mädchen- und frauenpolitische Anliegen ausgetauscht und wie folgt zur Wahl aufgerufen:

Als Frauen im BDKJ erwächst aus unserem Selbstverständnis die Entschlossenheit, uns für
ein intersektional-feministisches Europa stark zu machen. – Ein Europa, das alle Mädchen
und Frauen in ihrer Vielfalt empowert und ernst nimmt. – Ein Europa, das Mädchen und
Frauen in ihrer Selbstbestimmung stärkt und die Rechte von Mädchen und Frauen als
demokratischen Maßstab setzt.

Ein Europa, das in Mädchen und jungen Frauen Gegenwart und Zukunft erkennt, sie
beteiligt, bildet, befähigt, bestärkt. – Ein diversitätskompetentes Europa, das vielfältigen
Lebensentwürfen Raum gibt. – Ein Europa für alle Generationen und alle Geschlechter.

Für eine starke feministische Zukunft brauchen wir eine feministische EU und fordern
deshalb alle auf: Kommt miteinander ins Gespräch. Hinterfragt bestehende Strukturen.
Tauscht eure Visionen von einer zukunftsfähigen, geschlechtergerechten EU aus.

Macht euch mit uns gemeinsam auf den Weg zu einer EU der Gleichstellung. Und wenn ihr
mindestens 16 Jahre alt seid, dann geht am 9. Juni wählen. Nehmt andere mit. Geht
gemeinsam ins Wahllokal.


Wählt feministisch, wählt demokratisch, wählt!

 

Der gesamte Wahlaufruf des BDKJ-Bundesfrauenpräsidiums ist hier abrufbar.

Weitere Europapolitische Beschlüsse der BDKJ-Hauptversammlung und des Hauptausschusses

Wahl zum Europäischen Parlament - Gerade jetzt: Für unser Europa

(Beschluss des BDKJ-Hauptausschusses 2024)

Jetzt erst recht: Für unser Europa!

(Beschluss des BDKJ-Hauptausschusses 2020)

Für unser Europa!

(Beschluss der BDKJ-Hauptversammlung 2019)

Willkommen! - Geflüchteten jetzt Perspektiven öffnen

(Beschluss der BDKJ-Hauptversammlung 2015)

Europa braucht offene Grenzen

(Beschluss der BDKJ-Hauptversammlung 2015)

Ein wirksames Zeichen der Einheit in der Vielfalt (Europa-Antrag)

(Beschluss der BDKJ-Hauptversammlung 2014)

Kontakt

Lena Bloemacher

BDKJ-Bundesvorsitzende
Tel. 030 / 288 78 95 - 1
E-Mail: bloemacher[at]bdkj.de
Twitter: @lenabloemacher