Mostar - die geteilte Stadt

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Bild: BDKJ-Bundesstelle

Morgens machten wir uns mit dem Minibus auf den Weg von Sarajevo in das 2 Stunden entfernte Mostar, der größten Stadt in Herzegowina. Nach einem stärkenden Kaffee besuchten wir den Sonntagsgottesdienst in der Franziskanerkirche in Mostar. Da die Kirche innen immer noch im Aufbau ist, fand die Messe mit etwa 500 Leuten im Untergeschoß statt. Man hatte das Gefühl als säße man in einer unfertigen Tiefgarage.

Nach einem stärkenden Mittagessen bei mediterranen Temperaturen machten wir uns auf dem Weg zum Fachgespräch mit der Caritas Mostar. Die Caritas hat in Bosnien und Herzegowina nach dem Krieg Pionierarbeit geleistet und betreibt in Mostar mehrere soziale Einrichtungen: Kindergarten, Altenheim, sowie Rehazentrum, Wohnheim und Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Dort werden Menschen unabhängig von ihrer Konfession betreut. „Die Menschen die wir hier pflegen sind Gott am nächsten. Da kann man keinen Unterschied machen“ sagte Schwester Stephanie, die in der Behinderteneinrichtung arbeitet. Nach einer allgemeinen Einführung in die Arbeit der Caritas vor Ort, kamen wir schnell auf die aktuellen Voraussetzungen und Herausforderungen wie Personal, Finanzierung und Politik zu sprechen. Die Arbeit wird fast ausschließlich durch Spenden und Unterstützung aus dem Ausland finanziert, meist aus Deutschland, Österreich und Italien. Nur etwa 5% der Arbeit werden aus öffentlichen Mitteln finanziert, da der Staat NGOs nicht anerkennt, so der Caritasdirektor Don Ante Komadina. Die aktuelle politische Situation des Landes führt zu sehr großer Unzufriedenheit und dem Gefühl nicht dieselben Chancen zu haben. Die Konsequenz ist eine verstärkte Auswanderung vor allem bei der jungen Generation, was das Problem des Personalmangels und die Zukunftsaussichten des Landes noch weiter verschärft.

Nach einem spannenden Austausch mit dem Caritasteam machten wir uns in Kleingruppen auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Während des Bosnienkrieges kam es in Mostar zu Kämpfen zwischen Kroaten und Bosniaken. Unter anderem durch Vertreibungen wurde die Stadt dabei in einen bosniakisch-östlichen und einen kroatisch-westlichen Teil aufgeteilt. Beide Stadtteile werden durch das Wahrzeichen der Stadt, die alte Brücke „Stari most“ verbunden. Noch heute, 20 Jahre nach dem Krieg, findet man alle wichtigen Einrichtungen der Stadt doppelt (ethnisch getrennt nach Muslime und Katholiken), zum Beispiel: Busbahnhöfe, Universitäten und Verwaltungen. Nach einem spannenden Rundgang durch die Stadt, genossen wir bei anregenden Gesprächen den grandiosen Ausblick auf die Stadt und das herrliche, warme Sommerwetter. Anschließend ging es mit dem Minibus wieder zurück nach Sarajevo, wo wir in einer kurzen Zwischenreflexion die ersten beiden Tage Revue passieren ließen.  

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