Junge Menschen wollen mitentscheiden

BDKJ-Bundesvorsitzender Wolfgang Ehrenlechner zu den Ergebnissen von "Generation What?"
  • Blog
  • BDKJ
  • Startseite
  • Wolfgang Ehrenlechner
  • News

(Bild: Florian Kronawitter / BDKJ-Bundesstelle)

Am vergangenen Mittwoch wurden die Ergebnisse der Jugendstudie „Generation What?“ vorgestellt. Das Umfrageprojekt interessierte sich für die Ansichten junger Menschen in Europa, die zwischen 18 und 34 Jahre alt sind. Und es liefert interessante Ergebnisse – auch mit Blick auf Religion und Kirche. Eine Einordnung des BDKJ-Bundesvorsitzenden Wolfgang Ehrenlechner.

Wenig Vertrauen in religiöse Institutionen

46 Prozent der Teilnehmenden in Deutschland erklären, dass sie religiösen Institutionen überhaupt nicht trauen würden (zu den Ergebnissen der Umfrage). Zusätzliche 36 Prozent trauen ihnen eher nicht. Nur zwei Prozent trauen ihnen völlig, immerhin 16 Prozent trauen ihnen eher. Dies sind jedoch keine Ergebnisse einer kleinen Stichprobe – denn über 100.000 junge Menschen aus Deutschland hatten diese Frage beantwortet.

Wichtig zu erwähnen ist auch: Umso älter die Antwortenden sind, umso skeptischer stehen sie religiösen Institutionen gegenüber. Diese Institutionen schaffen es also aktuell nicht, während der (Lebens-)Zeit der jungen Menschen Vertrauen zu erarbeiten oder diese zu begeistern.

Glaube an (einen) Gott für viele nicht notwendig

Mindestens genauso interessant wie die Frage nach dem Vertrauen in Institutionen ist die nach dem persönlichen Glauben. So erklären ca. vier Fünftel aller Befragten in Deutschland, dass sie sich vorstellen könnten, ohne den Glauben an (einen) Gott glücklich zu sein. Nur ca. ein Fünftel sieht den Glauben als notwendig zum Glücklich-sein an.

Besonders spannend: Auch die jungen Menschen, die zu dem Fünftel zählen, dass den Glauben an (einen) Gott als relevant für sich persönlich erachtet, stehen religiösen Institutionen skeptisch gegenüber. Zwar erklären in dieser Gruppe nur 14 Prozent, dass sie überhaupt kein Vertrauen in religiöse Institutionen haben, aber immerhin 36 Prozent sprechen davon, dass sie eher kein Vertrauen haben. Das bedeutet: Über die Hälfte der Befragten, die erklärt, dass ihnen der Glaube an (einen) Gott wichtig ist, steht religiösen Institutionen misstrauisch gegenüber.

Interesse an Glaube trotzdem da

Diese Zahlen bestätigen, was die SINUS-Jugendstudie bereits vergangenes Jahr gezeigt hat: Auch wenn christliche Jugendliche ihre Religionszugehörigkeit oftmals grundsätzlich positiv sehen, haben sie meist kein besonders hohes Vertrauen in Kirche. Doch dieselbe Studie erklärt auch: Junge Menschen haben ein Bedürfnis nach Sinnfindung, woraus auch auf ein grundsätzliches Interesse an Fragen des Glaubens schließen lässt – aber eben vor allem auf einer individuellen Ebene. Worin liegt also der Grund für fehlendes Vertrauen in die Institutionen?

Wunsch nach Mitbestimmung bei Jugendsynode realisieren

Laut SINUS-Jugendstudie werden Religion und Kirche als unbeweglich empfunden. Bei jungen Menschen entsteht der Eindruck, dass sie keine Chance haben, dort etwas zu bewegen. So erscheint auch die katholische Kirche für sie oftmals als unattraktiv. Dass junge Menschen sich beteiligt wissen wollen, dass Mitbestimmung für sie ein sehr wichtiges Gut ist, zeigen wiederum die Ergebnisse der neuen Studie „Generation What?“: So erklären vier Fünftel der Befragten, dass sie ohne ein Wahlrecht nicht glücklich sein könnten.

Es ist gerade für gläubige junge Menschen ein Problem, dass auch in der katholischen Kirche bisher zu wenige Elemente echter Mitbestimmung verwirklicht sind. Umso besser, dass die Kirche bei der Jugendsynode im Oktober des kommenden Jahres eine große Chance hat, dies zu verändern. Dort kann Kirche neue Möglichkeiten der Beteiligung junger Menschen und ihrer Vertreterinnen und Vertreter ausprobieren. Der Fragebogen an die Vertreterinnen und Vertreter und die Online-Umfrage, die ab Mitte Mai im Internet abrufbar sein soll, sind ein guter Start der Beteiligung junger Menschen an der Jugendsynode. Vor Ort in Rom bei der Jugendsynode muss diese Beteiligung dann aber nicht nur weitergeführt, sondern zu einer echten demokratischen Mitbestimmung ausgeweitet werden.

Übrigens stimmten 85 Prozent aller jungen Menschen in Deutschland bei der neuen Studie „Generation What?“ der Aussage „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ zu. Das ist ermutigend – auch bezogen auf die Frage, wie junge Menschen im nächsten Jahr bei der Jugendsynode mitbestimmen können.

Der BDKJ war im vergangenen Jahr Mitherausgeber der SINUS-Jugendstudie. Ein Vertiefungsthema war Glaube & Religion. Die Ergebnisse der Studie gibt es hier.

Autor

Wolfgang Ehrenlechner
Wolfgang Ehrenlechner ehrenlechner[at]bdkj.de

BDKJ-Bundesvorsitzender

Diesen Artikel teilen auf