Eine Stimme für die Jugend

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(Bild: BDKJ-Bundesstelle)

Am letzten Tag unserer Fachkräftereise fand ein Gespräch mit dem Serbischen Jugendring KOMS (Krovna Organizacija Mladih Srbije) statt. Der Dachverband wurde 2011 auf Initiative von informellen Jugendgruppen gegründet. Über seine derzeit 97 Mitgliedsorganisationen vertritt er 150.000 Jugendliche in Serbien.

Eine wichtige Stimme in einem Land, das sich selbst erst 2007 ein Ministerium für Jugend und Sport gegeben hat. Zehn Prozent des Haushalts widmet dieses Ministerium der Jugendarbeit und finanziert damit unter anderem KOMS als eine von drei Dachorganisationen. Den fünf Mitarbeitenden von KOMS stehen kostenfrei Büros und Räume im Belgrad Tower zur Verfügung, inklusive eines grandiosen Blicks über die Stadt.

Ähnlich der Arbeit der deutschen Jugendringe fördert KOMS mit Analysen und Informationen, Trainings, als Antragspartner für nationale und internationale Projekte, aber auch genuin als Anwalt der Jugend im politischen Diskurs, die Arbeit seiner Mitglieder. Jugendliche fühlten sich im Parlament nicht angemessen vertreten, so die Programmkoordinatorin Boban Stojanović. Es fehlt an institutionellen Mechanismen, um die Interessen der Jugendlichen umzusetzen. Nur drei der 250 Abgeordneten sind jünger als 30 Jahre. Parteien werden eher als potentielle Arbeitgeber, denn als Weg zu gesellschaftlichen Veränderungen wahrgenommen.

Aktiv beteiligt ist KOMS an der Implementierung eines Strukturierten Dialogs. Hier werden Diskussionen zwischen jungen Menschen und politischen Entscheidungsträgern im Bereich Jugend begleitet. Auf Initiative der Europäischen Kommission werden diese Mechanismen zurzeit europaweit implementiert. Besonders hervorgehoben wurde im Gespräch eine Alternative Studie zur Situation der Jugend in Serbien, die KOMS in Auftrag gegeben hat. Durch die direkte Befragung der Zielgruppe über Online-Plattformen haben sich auch die Themenschwerpunkte für das kommende Jahr entwickelt: Sicherheit, Gesellschaftliches Engagement, Soziale Inklusion und, wie im gesamten Balkan, das alles überragende Thema Employablity.

Aktiv beteiligt war KOMS auch am Gründungsprozess des neu gegründeten Westbalkan-Jugendwerks. Das Regional Youth Cooperation Office (RYCO) wird von seinem Hauptsitz in Tirana aus ein Netzwerk zur Versöhnung und zum interkulturellen Dialog für junge Menschen aufbauen. Ab Oktober 2017 können dort, ko-finanziert durch die Europäische Union und nach dem Vorbild des deutsch-französischen Jugendwerks, Begegnungen und gesellschaftliches Engagement von Jugendlichen, über die Grenzen ehemaliger Kriegsgegner hinweg, gefördert werden. Versöhnung, Vertrauen, Zusammenarbeit und Dialog sollen die Grundlage neuer Verbindungen junger Menschen sein. Der Jugendring wird eine der beiden serbischen Stimmen im Vorstand des Westbalkan-Jugendwerks wahrnehmen.

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